philosophie der Socken

Ich habe heute hauptsächlich schwarze Socken an. Mit bunten Streifen zwar, aber im Hauptton schwarz-grau. Nach meiner Sockenphilosophie bedeutet es, dass ich heute sowohl Standfestigkeit und Seriosität brauche, aber auch ein bisschen Aufmunterung. Zeigen möchte ich Euch die Socken heute lieber nicht, denn ich habe viel Schönere gesehen, und plötzlich waren meine Socken nicht mehr ganz so schön.

Es ist vielleicht ein Frauen-Phänomen und eventuell bei Müttern ganz speziell, aber im Moment denke ich oft über unsere Eigenart nach zu vergleichen. Das geht bei ganz alltäglichen Dingen los, man guckt, was gerade so in ist, was andere tragen und wie der eigene Stil dazu passt. Und plötzlich hat man das dringende Verlangen sich eine neue coole Jeans zu kaufen, weil alle anderen Menschen irgendwie cooler aussehen. In praktischen Dingen sucht man ebenfalls nach der idealen Lösung und vergleicht zum Beispiel die Qualitätsmerkmale verschiedener Waschmaschinen um die Beste zu finden.  Und dann kommt man aber auch ganz schnell zu persönlichen Dingen und überlegt, ob das eigene Frühstücksbrot für das Kind verglichen mit den anderen gut genug ist. Habt Ihr es auch gemerkt? Bei der Kleidung und der Waschmaschine bin ich noch relativ  neutral, aber wenn es um Erziehung oder Einstellung oder persönliche Qualitäten geht, führt der Vergleich bei mir ganz oft unweigerlich zu der Frage: Bin ich im Vergleich zu anderen gut genug?

Das  mit dem Vergleichen und Einordnen geht auch schon recht früh los: Spätestens in der Schule führen Noten ganz klar zu einer Vergleichbarkeit und Bewertung. Aber auch ich nutze bei der Erziehung meiner Tochter den Vergleich bereits um Anreize zu schaffen oder meine Argumente zu stärken. „Alle anderen Kinder sind auch schon im Bett“ oder “Wenn Du so gut  Laufradfahren kannst wie Max können wir damit in die KiTa fahren, bis dahin musst Du noch etwas üben“. Sicherlich könnte ich an der einen oder anderen Stelle ohne diese Vergleiche auskommen, aber sie helfen schon sehr um etwas anschaulich zu erklären. Schwierig wird es aber immer dann, wenn der Vergleich mit einer Wertung einhergeht.

Typic

Und dabei bin ich dann oft meine eigene größte Kritikerin. Viel zu oft schneide ich selbst bei meinem Vergleich mit anderen schlecht ab. Aber wie immer ist das natürlich eine Einstellungssache. Mit wem vergleiche ich mich denn? Ist das eigentlich der richtige Maßstab? Ich glaube Vergleiche im Leben sind unheimlich wichtig und richtig und lassen sich gar nicht vermeiden. Aber manchmal muss man sich tatsächlich nochmal zwingen sich neu zu eichen. Sozusagen ein Tara bei der eigenen Wertschätzung durchzuführen. Ach, und dann gibt es da ja auch so ein paar Tricks und Techniken, gerade wenn man wie ich dazu neigt sich selbst immer sehr kritisch zu sehen. Wenn man sich also mal wieder bei einem Vergleich ertappt, bei dem man selbst eher schlecht abschneidet, dann muss man vielleicht noch einen kleinen Moment länger vergleichen und man findet einen Aspekt, bei dem man selbst deutlich besser abschneidet.  Also frei nach dem Motto: Jeder hat so seine Stärken und Schwächen! Die Frau in der U-Bahn mir gegenüber hat vielleicht schönere Socken als ich, aber meine Haarfarbe ist schöner. Und ihre kleine 3-jährige Tochter hat sie heute morgen vielleicht nicht im Bett angekuschelt und gesagt: „Du bist meine beste Freundin!“. Das ist sowieso einfach unvergleichbar wunderschön und einzigartig, für jeden von uns!

Liebe Grüße
Gesa